Myanmar – Kyaiktiyo | Goldener Felsen, ein Album auf Flickr.
Kyaiktiyo
Myanmar – Kyaiktiyo | Der Goldene Felsen
Wir erreichten am Freitag Abend das Kin Mon Camp in der Nähe von Kyaiktiyo und wurden wieder direkt am staubigen Busbahnhof abgefangen und von Koko (ja der somit auch am Montag geboren wurde) zum Hostel geführt. Mit uns lief eine Französin.
Am Hostel angekommen war uns klar, dass dies wieder eine der unkomfortableren Schlafstätte ist…
Wir hatten die Wahl zwischen Zweibettzimmer mit Ventilator, warmen Wasser und Frühstück für 16 Dollar, ohne alles für 14 Dollar oder ein Doppelzimmer mit mehr Platz für 27 Dollar. Natürlich nahmen wir die goldene Mitte für 16 Dollar. Die Französin fand das Angebot wohl eher doof und verschwand…
Wir gingen direkt schlafen, da wir am nächsten Morgen bereits um 06:30 Uhr raus mussten um zum Berg mit dem goldenen Stein zu gelangen und pünktlich zur Busabfahrt um 14:00 Uhr zurück zu sein.
Das ‚Frühstück‘ bestand aus einem Spiegelei, Zwieback und Tee (oder Instandkaffee) sowie einem Löffel Marmelade und Margarine. Aber das reichte uns und dann fragten wir wo wir lang müssten. Koko sprang auf und zeigte uns den Weg, allerdings DEN WEG. Denn er sagte wir sollten hoch laufen.
Ups. Also nichts mit Truck fahren und danach laufen….
„Aber keine Sorge, man kann sich nicht verlaufen und ist schon in 4 Stunden oben. Dort kann man dann den Truck runter zu’s nehmen“.
Tzja und wir wollten ja nicht unhöflich sein und so waren wir unfreiwillig schon wieder am Wandern.
Die Wanderung war am Anfang noch recht idyllisch, da wir an den Marktständen und kleinen Dorfhäusern vorbeiliefen, die noch im morgendlichen Nebel verhüllt waren. Hinzu kam, dass wir zunächst weit und breit die einzigen Ausländer waren und wir auf dem Weg bis zum Gipfel auch nur 3 weitere trafen.
Bis zur Hälfte des Weges war es noch ganz lustig zu lächeln, zu winken und überall Hallo zu sagen und immer wenn wir eine Gruppe passierten stellten alle die Gespräche ein, bis wir an ihnen vorbei liefen und dann hörten wir das Gekicher im Rücken. 🙂
Aber nach und nach pratzte die Sonne auf uns herab und um nach oben zu kommen mussten wir immer mehr Treppen steigen, die uns leider viel zu sehr an unseren Machu Picchu Weg erinnerten.
Dann hatten wir noch ein wirklich furchtbares Erlebnis, dass uns das erste Mal im Leben wirklich gelähmt hat vor entsetzen:
Vor uns liefen eigentlich ununterbrochen Einheimische Pilger die zur Buddhaverehrung zu dem Stein wanderten. Zwischen durch waren auch immer mal wieder Halbstarke dabei, die an uns brüllend vorbei liefen. Und dann liefen vor uns zwei Frauen mit Körben auf dem Kopf und davor ein einzelner junger Typ.
Kleine Kinder oder verschiedenste Tiere (Hühner, Katzen, Hunde…) sowie die Einheimischen die vom Gipfel wieder nach unten liefen kreuzten unseren Weg.
Einmal kamen ein paar spielende Hundewelpen den Weg runter gepurzelt und ich kann es kaum in Worte fassen, aber dieser Typ zuckte nicht mit der Wimper und kickte einen der Welpen einfach vom Weg, so dass dieser laut jaulend im hohen Bogen einige Meter den abschüssigen Weg runter fiel.
Wir waren so fix und fertig, dass wir erst mal pausierten und dem kleinen Welpen ausfindig machten. Offensichtlich tat ihm das Hinterbein weh, aber er lebte und humpelte davon.
Leider ist so etwas offensichtlich normal, denn außer uns war niemand schockiert und wir wussten, dass hier auch keinerlei Gespräch helfen würde… Wir waren einfach nur fassungslos und mussten den kleinen Hund leider seinem Schicksal überlassen, denn Tierärzte kann man hier nicht finden.
In diesem Zusammenhang wurde uns auch bewusst, wie merkwürdig manche Menschen mit Religion und Glaube umgehen. – Da pilgert dieser Vollidiot zu dem Goldenen Felsen um seinen Buddha zu ehren und währenddessen tritt er einen wehrlosen Hund!!! Wir hoffen sehr, dass dieser Typ in seinem nächsten Leben als eben solcher Straßenhund wieder geboren wird.
Nach etwas mehr als 4 Stunden kamen wir dann schweißgebadet am Goldenen Felsen an und entrichteten erst einmal die Touristengebühr, die die Regierung an jeder Sehenswürdigkeit für Ausländer eingeführt hat. Außer uns waren tatsächlich nur eine Handvoll ‚Langnasen‘ zu sehen. Und jede Menge Einheimischer Pilger. Diese Stätte gilt als eine der wichtigsten in Myanmar!
Wie überall an Heiligtümern üblich zogen wir uns lange Klamotten an (bei über 30 Grad) und die Schuhe und Socken aus (auch wenn das nach 4 Stunden nicht unbedingt die angenehmste Übung war).
Der Stein an sich ist für uns nicht so spektakulär – nüchtern betrachtet ist es eben ein großer Fels, der am Abgrund hängt und Gold angemalt wurde. Tatsächlich liegt er in einem Erdbebengebiet und hat solchen merkwürdigerweise immer getrotzt. Aber die Verehrung der Buddhisten ist darauf begründet, dass der Legende nach der Fels nur von zwei Haaren Buddhas im Gleichgewicht gehalten wird. Ein alter Eremit soll von Buddha selbst eine Haarreliquie geschenkt bekommen haben, die er immer in seinem Haarknoten aufbewahrte. Kurz vor seinem Tod wollte er für die Reliquie eine Pagode auf einem Felsblock bauen lassen, der exakt seinem Schädel gleiche. Mit Hilfe des Königs suchte er den Meeresgrund nach einem solchen Felsen ab. Als er ihn schließlich fand, brachte er ihn auf den Berg, wo er noch heute am Abgrund steht. (Quelle: wikipedia.de)
Wir jedenfalls beobachteten das Spektakel (zum Beispiel kauften sich die Einheimischen Goldplättchen und beklebten den Stein an dessen zugänglicher Stelle) und suchten dann die Trucks nach unten auf….
Und das war dann doch schon ganz schön nervig. Wie die Hottentotten stürmten alle zu den leeren, ankommenden Trucks und es wurden Ellbogen und Knie ausgestreckt und über sämtliche Seiten des Trucks eingestiegen, ohne irgendeine Reihenfolge einzuhalten oder gar Rücksicht auf Frauen, Kinder, Alte oder Mönche zu nehmen. Wir mussten dann erst einmal die ersten beiden Trucks abfahren sehen, bis wir uns der selben Marnier hin gaben und somit zwei enge Plätze ergatterten.
Die Fahrt nach unten dauerte 1 Stunde, die Serpentinenstraße war holprig und es fühlte sich etwas an wie eine Achterbahnfahrt. Einigen Einheimischen schlug das auf den Magen und so wurde die ein oder andere Plastiktüte gefüllt….
Wir gingen dann schnell duschen und bestiegen dann den Bus zurück nach Bago. Dort kamen wir nach 3 Stunden an und wurden wieder abgefangen. Wir kannten uns ja bereits und so war es eine nette Begrüßung und unser Gepäck wurde ins Restaurant gebracht. Dort aßen wir und erhielten die Tickets um nach Mandalay zu kommen – schlauerweise hatte er uns auf einen früheren Bus gebucht, so dass wir dann nur 2 Stunden warten mussten. Daraus wurden dann fast 3, aber dann saßen wir im Nachtbus nach Mandalay…
Das war erneut sehr anstrengend und leider mit keinem der Busse in Südamerika zu vergleichen. Wir konnten 10 Stunden nur sitzen, die Klima lief auf höchster Stufe, in einer Tour wurde das Licht an und aus, der laute Fernseher oder die Hupe angeschmissen, es stiegen Menschen dazu, wieder aus und es wurde laut gequatscht und in Tüten gerotzt. (Eine absolute Unart hier in Asien – überall wird aus tiefstem Hals der Schleim hoch geholt und einfach irgendwo hin gespuckt. Da in Myanmar auch noch hinzu kommt, dass so ziemlich jeder Mann ‚Betelnuss‘ kaut, die den Speichelfluss fördert und dieser knallrot wird, spucken selbst im Bus dann alle diesen roten Schleim in Plastiktüten und werfen diese dann meist achtlos aus dem fahrenden Bus….)
Jedenfalls tröstete es uns zumindest, dass uns die Fahrt nur etwas weniger als 12 € p.P. kostete und das wir ein gutes Hörbuch dabei hatten (Die Analphabetin, die rechnen konnte von Jonas Jonasson).
Wir kamen dann ziemlich zerknautscht nachts um 4 Uhr am riesigen staubigen und unübersichtlichen Busbahnhofsplatz in Mandalay an und wurden von einer großen Masse von schreienden Händlern belagert.
Zum Glück war auch einer dabei, der unser Hotel anpries und dieser brachte uns zum Taxistand, an dem wir zwar sicherlich zu viel zahlten, aber das war uns egal, denn wir kamen gesund und müde am Hotel an…wo jedoch noch kein Zimmer frei war…
Es bleibt spannend 🙂